“Beim Klimawandel sitzen alle in einem Boot,
aber nur wenige reisen 1. Klasse.”
Susan George (Politikwissenschaftlerin und Autorin)

Starkwetterereignisse als Folgen unseres Tuns

Bereits heute ist deutlich, dass diejenigen, die durch die Emission von Treibhausgasen am stärksten zum Klimawandel beigetragen haben, nicht die Hauptlast seiner Folgen tragen müssen. Das gilt in sozialer und wirtschaftlicher wie auch in geographischer und ökologischer Hinsicht. Und es betrifft jetzige und künftige Generationen.
Überschwemmungen, Stürme, Starkregen, Hitze und Dürren vernichten Ernten und verändern Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Wasser wird knapp, Hunger breitet sich aus, Menschen müssen ihre Heimat verlassen oder kostspielige Schutzmaßnahmen ergreifen.

Die Klimakrise und die Frage nach Gerechtigkeit

Auf der Klimasynode der Nordkirche im September 2014 wies mit Horst Gorski ein Propst auf den engen Zusammenhang von Klimakrise und Gerechtigkeit hin:

Ruanda1 300„… alleine die Tatsache, dass diejenigen Länder, die in den vergangenen Jahrzehnten am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, am meisten unter ihm leiden und in Zukunft leiden werden und die geringsten Ressourcen haben, sich gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen, während diejenigen Länder, die ihn am meisten mit verursachen, die Folgen auf andere Teile der Welt abzuwälzen in der Lage sind, ist eine – im Wortsinne –zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit… Es wird keine Lösung der Klimakrise geben können, ohne radikal die Frage nach gerechter Ressourcenverteilung und sozialer Gerechtigkeit zu stellen.“

Foto: Claus Schrowange / VEM

Auf absehbare Zeit werden Menschen in den allermeisten Fällen umso stärker von den Folgen des Klimawandels betroffen bleiben, je ärmer und schwächer sie sind. Bestehende soziale Ungleichheiten werden durch den Klimawandel zusätzlich verschärft.
Es ist nicht mehr zu bestreiten, dass die Menschenrechte jetziger und künftiger Generationen durch den Klimawandel bedroht und verletzt werden. Unbestreitbar ist zudem, dass der Klimawandel die Lebensräume von Tieren und Pflanzen beschädigt.
Der Klimawandel muss als Ausdruck einer Ungerechtigkeit verstanden werden, die alle Bereiche des Lebens auf der Erde beeinträchtigt und zu zerstören in der Lage ist.

Klimagerecht handeln, die Stimme erheben, Anwälte sein.

Klimagerecht handeln heißt: Nicht nur in dem Bewusstsein zu handeln, dass z.B. die tägliche Fahrt mit dem Auto zur Arbeit Auswirkung auf das weltweite Klima haben könnte.
Klimagerechtes Handeln heißt auch, dass energieintensive Länder ihre Verantwortung für die Auswirkungen des Klimawandels erkennen und gemeinsam mit den „energiearmen“ Ländern des globalen Südens Lösungswege finden. Lösungen, die zu einer Minderung des Klimawandels führen und Anpassung an und Ausgleich für nicht zu vermeidende Folgen des Klimawandels ermöglichen und die einen Weg aus der Armut bedeuten. Nicht allein die ökologische Katastrophe steht im Fokus, sondern auch ihre Auswirkungen auf soziale Verhältnisse und Wechselwirkungen zwischen den Macht- und Geschlechterverhältnissen sowie den Beziehungen zwischen Mensch und Natur.

Anwaltschaft bedeutet die Stimme für andere – für die Leidtragenden und Betroffenen des Klimawandels – zu erheben und schließt gleichzeitig die eigene verantwortliche Perspektive mit ein. Anwaltschaft wird als Beziehungsgeschehen verstanden – zu uns selbst und zu den anderen. So spiegeln die globalen Zusammenhänge in Wirtschaft und Handel die eigenen Beziehungen wider und führen zu Lebensstilfragen wie nach der „Ethik des Genug“ und nach Bildern vom „Leben in Fülle für alle“.

Text:
Eva-Maria Reinwald
Fachstelle Klimagerechtigkeit, Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung der Ev. Kirche von Westfalen
www.moewe-westfalen.de

Judith Meyer-Kahrs
Infostelle Klimagerechtigkeit im Zentrum für Mission und Ökumene / Hamburg
www.klimagerechtigkeit.de