Referent:
Dr. Georg Wagener-Lohse, Ökumenische Umweltgruppe Berlin-Lichtenrade
Es gehört zu unseren tief eingeprägten Grundüberzeugungen, einer sehr fortgeschrittenen Kultur anzugehören. Auf die Überzeugungen indigener Völker zu hören, scheint uns deshalb eher eine kulturelle Übung als ein tiefes Bedürfnis. Ehrlich müssen wir jedoch sagen, dass unser Wohlstandskonzept nicht wirklich zum „gut leben“ führt. Durch die gesellschaftlichen Entwicklungen in Bolivien und Ecuador Anfang der 2000er Jahre wurde der Begriff „gut leben“ auch als ein Leitbegriff bekannt. Mit Hilfe von Misereor und anderen NGO konnte ein wichtiger Vertreter dieses Aufbruchs aus Bolivien, Pablo Solón, auch in Deutschland über „vivir bien“ sprechen. Sein Buch „Alternativas Systemicas“ wurde im letzten Sommer auch in Deutsch veröffentlicht. Es ruft zu einer Verbindung der vielen gesellschaftlichen Gegenentwürfe auf, um ein gutes Leben zu ermöglichen. In einem Interview im Nov 2018 machte er eine spezielle Verbindung zwischen Deutschland und Bolivien im Blick auf unsere Klimaschutzstrategien im Verkehr deutlich: mit vermeintlich positivem Vorzeichen sind wir dabei, unsere alte Strategie des Extraktivismus beim Aufbau der Elektromobilität fortzusetzen – Lithiumgewinnung aus Bolivianischen Salzseen für eine unbeschwerte Fortsetzung unseres autophilen Mobilitätskonzepts. Ein gutes Leben zwischen planetaren Grenzen und sozialer Basis für Menschen im Süden und Norden und die Erde – allesamt Teil des Ganzen (pacha) – ist damit wohl noch nicht zu gewinnen. Lasst uns darüber gemeinsam nachdenken und sprechen.
Über: Dr. Georg Wagener-Lohse
Georg Wagener-Lohse ist ein promovierter Ingenieur aus Essen, der seit 1990 in Berlin lebt und viele Jahre in Brandenburg in verschiedenen Stellungen für die Energiewende gearbeitet hat. Mit Freunden einer Ökumenischen Umweltgruppe hat er Impulse für die Entwicklung seines Berliner Stadtteils Lichtenrade gegeben. Begegnungen mit katholischer Spiritualität und Texte von Dorothee Sölle haben ihm ein tiefes Bedürfnis zur Verbindung von persönlicher und gesellschaftlicher Veränderung eingepflanzt. Dafür setzt er sich innerhalb von Kirchen und Klimabewegung in Berlin ein.
Dossier:
- „Wir müssen und mit den Ursachen befassen“, Gespräch mit Pablo Solón
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