„Dann pflanzte Jahwe Gott einen Garten in Eden gegen Osten und setzte den Menschen hinein, den er geschaffen hatte. Und Jahwe Gott ließ vielerlei Bäume aus der Erde wachsen, verlockend anzusehen und gut zu essen.“
Gen / 1. Moses 2, 8+9

Reicher Garten

Der Lebensraum, den Gott bereitet, ist ein besonderer: Ein Garten! Im damaligen Orient besaßen nur sehr reiche Menschen einen Garten. Der normale Bauer kannte vor allem Äcker voller Steine und Unkraut. Ein Garten ging über das Lebensnotwendige weit hinaus. Somit ist Gott ein großzügiger Gott. Er will den Menschen nicht kurz halten – er will das, was der Psalmist in Psalm 23 so ausdrückt:„Du schenkst mir voll ein“.

In den Nachbarvölkern Israels war in den Erzählungen um die Erschaffung der Welt ebenfalls von einem Garten die Rede – allerdings war in diesen Erzählungen dieser Garten stets der Wohnort der Götter. Den Menschen ist in der Regel das Betreten des Gartens verboten. Wenn die Menschen den Garten der Götter betreten durften, dann nur zeitweise, um die Gartenarbeit für die Götter zu erledigen. Also – den Garten genießen konnten nur die Götter.
Wir können erahnen, was die biblische Geschichte vom Garten Eden für eine Umkehrung der Werte bedeutet? Welcher Genuss wurde den Menschen bereitet.
Im Garten Eden arbeitet Gott für den Menschen! Gott legt einen Garten an, damit der Mensch darin wohnen kann! Der Jahwe-Gott lässt nicht andere für sich arbeiten wie die Götter in der umgebenden Völkerwelt – er arbeitet für die Menschen. Gott lebt nicht auf Kosten der Menschen – er befreit sie.

Raum zum Leben

Der biblische Erzähler beschreibt sehr genau, um welche Art von Garten es sich handelt. Gott pflanzt einen Baumgarten. Das war damals der beliebteste Garten. Bäume waren und sind in besonderer Weise Zeichen des Lebens. Der Garten Eden ist ohne Bäume nicht denkbar. Bäume zeigen vorhandenes Wasser an, spenden Schatten, eignen sich als Orientierungsmarke und Treffpunkt. Der Erzähler betont die Vielzahl und Vielfalt der Bäume.
Garten heißt im Orient vor allem auch „Lustgarten“ und „Liebesgarten“. Der Garten steht für sinnliche Genüsse. Im Garten gibt es Wasser, Schatten, Vogelgezwitscher, Blumen, weiches Gras und Moos.
Das Wort „Eden“ bedeutet im Hebräischen „Wonne“. Insofern ist der Garten der Ort des Genießens. Durch den Garten hetzt man nicht.
In diesem Garten wächst alles, entfaltet sich und gedeiht. Dieser Garten ist der Ort des Vegetativen, der Fruchtbarkeit und des Segens. Segen ist Lebenskraft. Sie hat die Tendenz sich auszudehnen, zuzunehmen, zu blühen.

Reichtum erhalten

Wenn wir diese Fülle und diese Vielfalt unserer Natur, unseres Lebensgartens wahrnehmen und genießen können, dann ist es wohl keine Frage mehr, dass wir diesen Reichtum erhalten wollen. Im Sinne Gottes und zum Wohl der Menschen.

Text: Christine Müller, Arbeitsstelle Eine Welt, Ev. Luth. Landeskirche Sachsen