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Tagebucheintrag zum Aktionstag in Göttingen

Gestartet hat der heutige Tag mit einem wundervollen Frühstück, sogar mit Rührei. So konnten wir gestärkt in den Aktionstag in Göttingen starten.

Gestartet haben wir mit einer Einladung des Küsters, den Turm der Johanniskirche zu besteigen. Ganze 1,5 Stunden haben wir Pilgernden mit dem Küster zusammen im Turm verbracht. Hier gab es die spannendsten Dinge zu entdecken und der Küster hatte zu allem eine noch spannendere Geschichte zu erzählen. Zum Schluss ging es sogar noch auf das Kirchendach. Ein einem Turm gab es bis 1910 sogar noch eine Türmerwohnung. Ein Türmer hatte damals vor allem die Aufgabe, nachts Feueralarm mit einer Tröte zu geben. Sichtlich stolz erzählte uns der Küster, dass es in Göttingen all die Jahre nur einmal einen Branch mit 40 zerstörten Häusern gab. Die Wohnung des Türmers wurde danach noch vermietet, doch es gab keine Toiletten und auch kein Wasser. Heute wird die Wohnung für Trauungen und Andachten zur Verfügung gestellte oder auch für die Osternacht mit anschließendem Sonnenaufgang über die Dächer von Göttingen. Man kann es sich wahrscheinlich schon vorstellen, aber die Aussicht von dort oben war einfach toll!

Über den Krieg hinweg blieben die Türme sogar unbeschädigt, das lag auch daran, dass eher Kassel bombardiert wurde und nicht Göttingen. Jedoch sind die Türme am Ende von einer vierjährigen Renovierung durch zwei Jugendliche im Jahr 2005 in Brand geraden. Die zwei Jugendlichen kletterten auf das Baugerüst und zündeten mit Brandbeschleuniger die Spitze an. Wegen der Höhe war es der örtlichen Feuerwehr nicht möglich, den Brand zu löschen. Erst als die Feuerwehr aus Braunschweig mit speziellem Kranen anreiste, konnte das Feuer gelöscht werden.

Die Aktionstage sind gerade für uns Pilgernde eine gute Gelegenheit, das Erlebte Revue passieren zu lassen und für eine kurze Zeit zur Ruhe kommen zu können. Einmal durchatmen, denn das ständige unterwegs sein erfordert natürlich auch Energie. Auch können während der Aktionstage Erledigungen getätigt werden, für die sonst nur wenig Zeit da ist. So gehen einige Pilgernde in den nächsten Supermarkt oder zu Apotheke, um Vorrate oder Notwendigkeiten zu besorgen oder sie gehen wie Wolfgang zum Schuster! Unsere Schuhe begleiten und auf Schritt und Tritt, da ist es natürlich normal, dass sie an manchen Stellen ausgebessert oder verstärkt werden müssen. Wie Wolfgang uns berichtete, war direkt neben dem Schuster eine Weinbar. Naja, man kann sich nun bestimmt gut vorstellen, wie Wolfgang sich seine Wartezeit so vertrieben hat.

Nach unserer Mittagspause ginge es dann weiter ins Heizwerk. Dort trafen wir uns mit dem Konzeptverantwortlichen der Stadtwerke. Schnell entstand ein hitziges Gespräch über CO2-Neutralität in Stadtwerken. Es wurde schnell deutlich, dass wir alle eigentlich dasselbe wollen. So hat die Stadt Göttingen entschieden, jährlich 8.000 Tonnen Altholz Klasse 1 (mit Nägeln etc.) zu verbrennen und die Energie in ein Fernwärmenetz zu speisen. Die erreichte Leistung beträgt dabei 6.500 KW. Das besagte Altholz wird vor dem Verbrennen geschreddert und getrocknet und wir nur im Winter angetrieben, da im Sommer keine Wärme benötigt wird. Außerdem haben die Stadtwerke noch sechs Gasblockheizwerke welches mit Rohgas von Biogasanlagen betrieben werden.

Am Nachmittag ging es zum 4 km entfernten Friedhof St. Petri, hier begrüßte uns Rainer Bennhöfer von der Hannoverschen Landeskirche. Er führte uns über den Friedhof und stellte dabei das Landeskirchenkonzept für eine ökologischere Bewirtschaftung der Friedhöfe vor. Bei Friedhöfen ist der große Anteil an exotischen Nadelhölzern kritisch zu betrachten. Diese Nadelhölzer haben für unsere heimischen Insekten keinerlei Nutzen, hier schlägt Herr Bennhöfer vermehrt heimische Laubbäume auf Friedhöfen zu pflanzen. Ebenfalls kritisch zu betrachten sind die Flächen, welche für Urnengräber genutzt werden. Auch hier schlägt Herr Bennhöfer vor, lieber die Leerbereiche zwischen alten Gräbern zu nutzen. Auch interessant zu wissen, die allseits beliebte Begonie hat für die Insekten auf dem Friedhof überhaupt keinen Nutzen. Er ermutigt, Flächen als Ausgleichsflächen für den Naturschutz freizugeben. Es ist wichtig, betonte Herr Bennhöfer, dass Friedhöfe eine gute Aufenthaltsqualität bekommen und man müsse sich gerne hier aufhalten wollen und sich gut vorstellen können, da mal sein Grab zu bekommen.

Im Anschluss gingen wir gemeinsam zur St. Christopherus zum Klimagerechtigkeitsweg. Dort fand unsere Abendveranstaltung statt. Im Freien und auf Bierbänken mit etwa zu trinken und etwas Käse und Knabbereien unterhielten wir uns über die Themen Kirch, Klima und Zukunft. Drei Referenten machten Statements zur Situation der Klimapolitik in den jeweiligen Kirchen.

Jörn Budde von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg berichtete uns vom letzten Jahr beschlossenen Klimaschutzgesetz dieser Landeskirche, welche unter anderem beschlossen hat, ab 2050 klimaneutral zu werden und als konkrete Maßnahme ab dem 01.01.2021 keine fossilen Heizungen einzubauen. Und ab 2022 den Gemeinden vorschreibt, Ökostrom zu beziehen und forciert, viele Kirchen im Winter nicht zu beheizen.

Auch Reiner Bennhöfer kam am Abend noch mal zu Wort und berichtete uns ebenfalls über den Gegenwind in den Gemeinden und darüber, dass er zuversichtlich ist, dass ein Kulturwechsel in Niedersachsen stattfinden wird.

Der dritte Referent berichtete uns von den Problemen hinsichtlich des Denkmalschutzes oder von den Mühen auf Kirchendächern Photovoltaik-Anlagen zu installieren.

Im Anschluss gab es Gespräche in Kleingruppen, so hatten wir die Möglichkeit, viele Fragen zu stellen und auch eine Diskussion entstehen zu lassen.

Abgeschlossen wurde diese nette Veranstaltung mit einem Segen in der Kirche.