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Tagebucheintrag aus Nordhausen

Auf der Strecke von Kelbra nach Nordhausen begleiteten uns neun Tagespilgernde aus der Wandergruppe der Deutschen Katholischen Jugend. Und diese hatte bereits zu Anfang unserer heutigen Tagesetappe spannende Geschichten über das Umland zu erzählen. So erfuhren wir, dass der dortige Stausee im Oktober fast komplett abgelassen wird. Der Grund: 40.000 Kraniche, die sich hier treffen, um in den Süden zu fliegen. Das Wasser wird deswegen abgelassen, damit die Vögel nachts im Wasser stehen können, um nicht von den Füchsen geholt zu werden. Auch die Felder ringsum werden nur teilweise abgeerntet, so können die Kraniche sich tagsüber stärken.

Unterwegs kamen wir neben dem Kelbraer Stausee auch am Möwensee vorbei. Hier wurde unsere kurze Trinkpause zum Glück ein wenig ausgedehnt und wir hatten die Möglichkeit kurz schwimmen zu gehen. Bei der brütenden Hitze war der See für uns eine gelungene Erfrischung! Zum Abtrocknen reichte ein T-Shirt, die Sonne hat den Rest erledigt!

Auf dem Weg kamen wir ins Gespräch mit den Tagespilgernden, einer er Pilgernden berichtete uns viel über Nordhausen und seine geschichtliche Bedeutung. Dort war das Lager Mittelbau-Dora. In diesem Außenlager von Buchenwald wurden nach der Zerstörung vom V2-Standort Peenemünde zunächst lange Stollen in den Berg getrieben und dann die V2 gebaut. Im März 1944 allein 400 Stück! Alles von Zwangsarbeitern, die im Wesentlichen „durch Arbeit vernichtet“ wurden. Es kamen insgesamt ca. 20.000 Menschen um und wurden Großteiles verbrannt.

Am Nachmittag erreichten wir Nordhausen. Einer unserer Tagespilgernden machte uns auf eine Maschinenfabrik aufmerksam. Eine Halle davor war kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner geräumt worden, um völlig entkräftete und sterbende Arbeitskräfte dort „abzukippen“ und verrecken zu lassen. Hier steht nun ein Gedenkstein, der für 1248 Tote steht. Diesen Schmerzort und die Geschichten der Region hielten wir noch eine Weile in unseren Gedanken fest.

Im Dom wurden wir mit Saft herzlichst empfangen. Zum Abendessen gab es FÜNF Sorten Nachtisch, darüber wurde sich natürlich besonders gefreut.

Am Abend wurden unsere Pilgerinnen zum Frauenkreis eingeladen. Sie berichteten über den Weg und ihre Motivation, eine solche Reise anzutreten. Währenddessen spielte die männlichen Begleiter Boule auf dem Rasen des Domhofs. Der Abend wurde mit einer Taizé-Andacht im Dom beendet.